Für viele Menschen gehört Rassimus genauso zum Alltag wie der tägliche Gang auf das stille Örtchen, warum also nicht gerade dort auf Rassismus aufmerkam machen? Das hat sich der Münchner Hip-Hopper, Moderator und Buchautor Roger Rekless auch gedacht und kurzerhand mit der Hamburger Firma Goldeimer eine Crowdfunding Kampagne für das erste antirassistische Klopapier gestartet.
Manchen ist Rekless vielleicht unter seinem bürgerlichem Namen, David Mayonga, als Autor des Buches „Ein Neger darf nicht neben mir sitzen“ bekannt, in dem er anhand seines Beispiels aufzeigt, wie postkoloniale Sichtweisen noch immer die Denkmuster auch sehr aufgeklärter Personen beeinflussen und prägen.
In seinem neuen Projekt will er nun Menschen direkt in der Einsamkeit des heimischen WCs informieren und ermutigen, sich mit Themen wie rassistischen Verhaltensweisen, Weißen Privilegien oder strukturellem und institutionellem Rassismus auseinanderzusetzen.
„Wir wollten ei niederschwelliges Produkt haben. Klopapier braucht jeder. Auf den Blättern werden wir kleine Infoblöcke platzieren. Bevor du dir also damit den Hintern abwischt, liest du: „Colourism. Und denkst: „Was ist das eigentlich? Aha die Bevorzugung von Menschen mit heller Haut. Okay, das ist echt für’n Arsch“ so Rekless in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Das mag dem ersten Anschein nach vielleicht etwas albern sein, aber die Projekte welche durch die Spenden der Community unterstütz werden sind das auf keinen Fall. Der Gewinn geht an die Amadeu-Antonio-Stiftung, die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland und das Social Justice Institute München.
Mir stellen sich dazu zwei Fragen. Erstens wer soll das Klopapier am heimischen Keramikthron lesen und dafür aufnahmebereit sein und wie sollen diese Menschen an das Toilettenpapier kommen?
Für Ersters hat Rekless eine klare Ansage: „Ich denke an jemanden, der für das Thema nicht sensibilisiert ist, der behauptet: „Ich bin kein Rassist.“ Vielleicht weil er in den Berichten über Black Lives Matter Polizeibrutalität und Beleidigung gegen Menschen mit anderer Hautfarbe gesehen hat und sagt: „Dafür kann ich nichts.“ So eine Haltung hilft dem Kampf gegen Rassismus nicht. Und wenn so einer alleine auf dem geschützten Ort sitzt, ihn niemand angreift – „Hey, du musst deine Meinung ändern“ – uns do auch nicht die Abwehrreaktion aufpoppt, kann das bei ihm oder ihr reifen.“
Jetzt gilt es noch die Frage, wie man das Klopapier zu den richtigen Personen bekommt, zu beantworten. Weihnachten steht vor der Tür und durch die Corona Pandemie ist Toilettenpapier doch ein tolles Geschenkt. Ah die Tante Frida könnte so Packung gebrauchen und der Onkel Otto sowieso… Außerdem haben schon Leute welche Firmen und Bürogemeinschaften mit Klopapier versorgen einige Paletten geordert, es kann also gut sein, dass ihr das nächste Mal wenn ihr im Büro auf die Toilette geht ein paar Infos zum Thema Rassismus am Stillen Örtchen findet.
Damit das Papier designtechnisch nicht für den Arsch ist, haben die Initiatoren einen mit 2.000 Euro dotierten Designwettbewerb welcher vor allem an die „Black Indigenous People of Colour“ Community richtet ausgerufen. Diese will Mayonga mit dieser Aktion ebenfalls sichtbar machen. Deshalbt erwartet die ersten drei Plätze zudem eine gemeinsame Ausstellungsfläche auf der nächsten Millerntor Gallery in Hamburg.
Auch die Jury welche das beste Motiv kürt ist mit Rapper Sammy Deluxe, YouTuberin Tasha Kimberly, NDR-Moderatorin Aminata Belli, Schauspieler Kida Ramadan u.v.m. prominent und divers besetzt um so ein Design zu finden welches einen guten Mix aus scharf genug aber trotzdem intelligent hat.
Das Toilettenpapier ist außerdem noch fair und nachhaltig produziert.
Es war noch nie so einfach antirassistische Arbeit zu unterstützen.
Good News und eine Menge neuer Good Neighbors, das muss unserer Meinung nach unbedingt weiterverbreitet werden.
Images:
Justus-von-Karger (Titelbild)
Goldeimer